Wehlaberg Bikemarathon im Spreewald

von Grammi

Innerhalb von gut zwei Stunden um Jahre gealtert - aber glücklich!

Einen unerwarteten Erfolg gab es am Wochenende für Conrad, Thomas und mich beim Wehlaberg-Bikemarathon im Spreewald. Ich war dort in den letzten zwei Jahren schon zwei Mal am Start und hatte berichtet. Die beiden waren schnell dafür begeistert und so ging es am Sonntag um 7 Uhr bei trübem, regnerischen Wetter auf die Autobahn. Dort angekommen, sah es nicht viel besser aus - aber immerhin regnete es nicht wirklich - es trippelte ein bisschen. 

Meine beste Platzierung in den letzten Jahren war ein 17. Gesamtplatz bei gefühlt deutlich besserer Form, so dass ich mir nicht viel ausrechnete und auch die beiden anderen eher auf „ein schönes Rennen“ und „lasst uns doch mal zusammen fahren“ orientierten. Da ich die Strecke aber nur zu gut kannte und wusste wie selektiv und von wechselndem Charakter sie ist, konnte ich mir nicht so recht vorstellen, dass ausgerechnet wir drei in einer Gruppe landen sollten, war aber erstmal dafür.


Start ist durch den kleinen Ort Köthen am Köthener See neutralisiert hinter einem Auto, bis es dann auf einer Forststraße erstmal 1-2 km bergauf geht. Hier sortiert sich das Feld und die meisten gehen zu schnell an, weil sie eine gute Gruppe erwischen wollen. Denn zwischen den fünf Hauptanstiegen der 28-km-Runde, die zweimal zu fahren ist, gibt es immer wieder lange Stücken auf denen es sich empfiehlt, Windschatten zu fahren. Nachdem ich aus der ersten Reihe gestartet war und hinterm Auto auch ganz vorn dabei war, ging es im Anstieg dann doch ordentlich zur Sache. Ich rutschte bis auf 14 durch, Thomas und Conrad ein paar Plätze vor mir, doch nicht weit. Nach dem Anstieg geht es in die erste, wellige Abfahrt, bei der immer wieder kleine Gegenanstiege zu nehmen sind. Conrad und Thomas machten ordentlich Dampf und ich sortierte mich dahinter ein. Vorn formierte sich eine Sechsergruppe und um uns entstand mit dem Genthiner Duathleten Mario Lieseke und einem Fahrer, den ich nicht kannte - Georg Deike - die erste Verfolgergruppe. Die rollte erstaunlich gut und über weite Strecken der ersten Runde hatten wir Sichtkontakt zur Spitze. Das machte mir Angst, da ich vor zwei Jahren schonmal deutlich zu schnell angegangen war und in der zweiten Runde dafür bezahlte. Über alle Anstiege, Abfahrten und Technikpassagen der ersten Runde rollte die Gruppe ausgezeichnet, wir wechselten gut durch und selbst den (zumindest für uns) unfahrbaren Anstieg zum Wehlaberg meisterten wir einträchtig gedemütigt gemeinsam schiebend. Nach der Abfahrt geht es dann ein zweites Mal nicht so steil aber nicht weniger hart zum Wehlaberg hoch und da zeigten sich die ersten Stärken und Schwächen. Georg und Thomas vornweg, Mario und ich dahinter und Conrad mit knappem Rückstand. In der Abfahrt rollten aber alle wieder zusammen uns so war nach etwa 1:09 h die erste Runde beendet. In der Wendeschleife bei Start und Ziel wurde klar, dass die Spitzengruppe weg war aber auch nach hinten mindestens 2 min Luft war. Zwischendurch saß irgendwann ein er mit Platten am Rand, so dass klar war, dass wir um Platz 6-10 fahren, wenn nichts passiert. Top 10, das klang verlockend.

Etwas respektvoller als in der ersten Runde gingen wir zum zweiten Mal in den Startberg. Bis zur Mitte der zweiten Runde lief alles wie in der ersten. Meine Beine brannten in den Anstiegen und Sandpassagen - aber es schien allen anderen ähnlich zu gehen. Plötzlich ließ Mario reißen und verlor schnell an Boden. Das hätte ich am allerwenigsten erwartet. Also werden wir mindestens Neunter! Zu viert gingen wir in den Wehlaberg, bzw. in die Abfahrt davor. Da ich diese am besten kannte, fuhr ich wieder vorn und kündigte schon von weitem an, wo ich absteigen würde. Georg protestierte von hinten, wir ließen ihn vorbefahren und er verlor das Gleichgewicht bei der geringen Geschwindigkeit und fuhr in den Graben. Trotz Hechelns und brennender Beine blieb Luft für einen ordentlichen Lacher und so schoben wir einträchtig zu viert hoch. Im oberen Teil kann man wieder aufsteigen und in der kleinsten Übersetzung hochkurbeln, was Georg, Thomas und ich dann auch taten. Conrad schob weiter. Da er aber im Vorfeld angekündigt hatte, dass er das auf solchen Steilstücken bevorzugt, machte ich mir keine Sorgen und sah zu, dass ich bei den anderen beiden dranblieb. Als es nach der Abfahrt über wellige Wiesenwege ging, war Conrad zu sehen - aber er kam nicht ran. Die beiden anderen machten nun derart Druck, dass auch ich reißen lassen musste. Auf der nächsten Abfahrt fuhr ich wieder ran, wusste aber, dass nun der lange Weg von hinten zum Wehlaberg kommen würde, wo die beiden mir schon in der ersten Runde weggefahren waren. Ich blieb so lange es ging im Windschatten, doch irgendwann ging es nicht mehr. Ich versuchte den Schaden gering zu halten und kämpfte. Von oben ging es dann ca. 5 km überwiegend bergab. Also genug Zeit, wieder heranzufahren, wenn die Kraft reicht. Thomas war auch bald wieder in Sicht doch Georg war weg. Er hatte also auch attackiert. Die letzte Abfahrt ist die einzig gefährliche, da künstliche Bodenwellen über den Weg gehen, die wie Sprungschanzen wirken. Wer hier zu langsam fährt, verliert viel Zeit, wer zu schnell fährt, fliegt ab. Also volle Konzentration und hinterher. Dann nochmal ein kleiner Hügel und ich bin fast dran. Thomas sieht nicht gut aus - ich bin mir sicher, dass ich ihn einhole. Noch 2-3 km. Erneut wandert einer aus der Spitzengruppe mit Platten. Irgendwie aus Dank, dass er uns einen weiteren Platz in den Top Ten "schenkt" Reiße ich auf seine Nachfrage meine Pumpe vom Rahmen und werfe sie ihm zu. Nochmal ein Trail. Und dann noch 2 km leicht bergab. Erst auf Wegen und dann 1 km Asphalt durchs Dorf. Ich liege jetzt auf dem 7. Platz! Thomas direkt vor mir und der 5. in Sicht aber zu schnell. Auf dem Weg fahre ich an Thomas vorbei. Er verschnauft kurz und fährt mit einem Affenzahn vorbei, dass ich kaum in seinen Windschatten komme. Aber ich komme. Dann die Straße. Es ist klar, dass wir den Fünften nun nicht mehr holen. Wir sehen uns an und ich frage Thomas, ob er sprinten will. „Na das wäre ja jetzt blöd, oder?“ Ich stimme zu und wir entscheiden uns, Hand in Hand durchs Ziel zu fahren.

Wow, wir sind Sechste! Kurz hinter uns rollt Conrad als Nächster rein. Was für ein Rennen! Leider sind wir bei den Masters auch nur 5. geworden. Gerade mal einer unter 35 Jahren war vor uns! 
EIn tolles Rennen für uns drei, von dem wir wohl noch lange reden werden!


Grammi

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