Licht und Schatten in Moritzburg

von Jan Roeder

Ein Bericht von Jan

Die etwas beschwerliche Anreise am Freitagnachmittag wurde durch die hervorragend organisierte Nudelparty mehr als kompensiert. Das Wetter spielte auch mit, so daß wir gemütlich im Garten von Adam’s Gasthof bei den lauschigen Klängen der „Guitarreros“ unsere Nudeln löffelten. Und so klang der Freitagabend ganz entspannt aus. Während Gordon nebst Daniela auf dem naheliegenden Campingplatz den Wettkampf gleich mit einem Kurzurlaub verbanden, verbrachten Volker und ich nebst Partnerinnen die beiden Nächte in der “Churfürstlichen Waldschänke“ (wird wirklich so geschrieben).

Der Start am Samstag erfolgte erst um 11 Uhr, so daß alle Wettkampfvorbereitungen ohne große Hektik getroffen werden konnten. In der Wechselzone angekommen, kam dann auch schon die Info, daß Neopren gestattet ist. Gut für Volker und mich, da für uns als „Nichtschwimmer“ der Neo ja doch eine unterstützende Wirkung hat. Gordon, in Anbetracht der Schwimmstrecke und der zu erwartenden milden Wassertemperatur, hatte erst gar keinen Neo mitgenommen.

Pünktlich um 11 Uhr erfolgte dann der obligatorische Kanonenschuß, es ging los. Die jetzt geschilderten Ereignisse erfolgen aus meiner Sicht, da ich Volker und Gordon schon beim Schwimmstart aus den Augen verlor.

Also, Startschuß und ab ging es. Da mir das Getümmel im Wasser nach wie vor sehr unangenehm ist, startete ich ganz vom Rande des Feldes und hatte somit nach einer Seite genügend Platz. Die paar Meter mehr an Strecke konnte ich durch einen gleichmäßigen Rhythmus wieder ausgleichen. Immer schön auf die Technik achten … das Schwimmseminar in Osterburg machte sich bezahlt. Auch wenn sich die Karpfen in den hintersten Winkel des Schloßteiches zurückgezogen hatten, wurde es an den beiden Brückenunterführungen etwas enger. Bin aber ohne große Blessuren durchgekommen. Eine große Runde, und nach 33 Minuten war es auch schon vorbei. „Gut in der Zeit“, ging es mir durch den Kopf. Es war ein angenehmes Gefühl. Dann die Wechselzone: Erst Neo aus, dann Radjacke über … . Obwohl ich am Vorabend noch das Anziehen der Jacke geübt habe (von links aufziehen) verrannen hier doch wertvolle Sekunden. Aber wer mich kennt weiß ja, Jani und Kälte passen nicht zusammen. Dann endlich fertig und raus. Obwohl ich von Anfang an auf der Überholspur gewesen bin, fühlten sich die Beine doch schwer an. Aber nach den ersten Kilometern wurde es besser. Bei Hälfte der ersten Runde, nach ca. 15 km, ein flüchtiger Blick auf den Tacho: Da lagen 38,5 km/h Durchschnitt an. Kaum zu fassen, ich war viel zu schnell. Doch was machen? Tempo rausnehmen? Nee, dachte ich mir, weiter. Der Straßenbelag ist von Jahr zu Jahr etwas besser geworden, auch wenn es teilweise doch noch rauher Asphalt war. Ärgerlich sind ca. 100 m grobes Kopfsteinpflaster, auf dem man nicht nur Trinkflaschen sondern auch sämtliche Schrauben bis hin zu Zahnprothesen verlieren konnte. Es tut mir immer in der Seele weh, mit Hightech-Laufrädern da rüber zu rumpeln.

In der zweiten Runde befand ich mich ein einem Rausch, ich merkte es selber. Rad um Rad wurde einkassiert. Es war auch nicht mehr feststellbar, ob es sich hier um die guten Schwimmer oder um überrundete Fahrer handelte. Nach 60 km lag ich immer noch bei 38,2 km/h. Und ich fühlte mich stark. Auf den letzten 10 km hatte ich an den Anstiegen, es sind auf den 3 Runden immerhin 600 hm, doch etwas zu kämpfen, konnte aber einen Schnitt von 37,8 km/h in die Wechselzone retten. Und da dann die Überraschung: Die Wechselzone war auffallend leer, kaum Räder da. Und da wußte ich, dies könnte mein Tag werden. Aber die ungeliebte Laufdisziplin lag jetzt noch vor mir. Doch nun erst mal umziehen. Ich ließ mir Zeit, durchschnaufen. Schweren Schrittes ging es dann auf die Strecke. Nach 2 km rumpelte es in meinem Bauch, Seitenstechen und undefiniertes Pieken an verschiedenen Stellen im Brustbereich. Dazu kam ein unangenehmer Blasendruck. Also im Wald erst mal abgebogen … . Eine Minute durchgeatmet und entspannt gestrullt. Wieder auf der Strecke sprang dann bei mir das Notstromaggregat an. Was so kleine Momente für eine Wirkung auslösen können, unglaublich. Ich kam gut in einen Rhythmus, merkte und sah aber auch, daß mein Puls hoch ging. Habe mir vor einiger Zeit so eine neumodische Pulsuhr zugelegt, welche den Puls über das Handgelenk abnahm, so daß man auf den lästigen Brustgurt verzichten konnte. Und die zeigte jetzt 170 Schläge an. Zu hoch für noch anstehende 19 km. Also wieder etwas Tempo rausgenommen. Am ersten Verpflegungsstand nahm ich erst mal eine Cola zu mir, das hat in der Vergangenheit gut funktioniert. So auch an diesem Tag. Mir wurde zunehmend besser, der Laufstil wurde runder und das Tempo gleichmäßiger. Der Puls schwankte zwischen 155 -165, das kann ich über längere Zeit vertragen, das wußte ich. Mittlerweile war die 2. von 3 Runden absolviert. „Nur noch 7 km“, dachte ich. Das ist von der Herrenkrugbrücke bis zu mir nach Hause, innerhalb meiner Trainingsrunde. Ist doch auch sonst kein Problem. In den Körper reingehorcht: „ … was macht die Oberschenkelrückseite … was machen die Waden … nichts Bedrohendes … Also weiter. Der letzte Kilometer kam und mir brannte eine Sicherung durch: Anzug und Sprint. Einen Kilometer. Ich konnte es nicht fassen, da war immer noch Dampf … . Dann sah ich die Uhr am Zielbogen 4:41: … h. Unglaublich. Dann ein Schrei von Doreen:“Janniiii, Du bist ja schon da!“ Glückwünsche, Küßchen … und dann die Nachricht: „Volker ist schwer gestürzt, von einem Auto angefahren. Wir holen ihn nachher aus dem Krankenhaus ab …“ . Oh je, Euphorie und Niedergeschlagenheit so kurz aufeinander. Wie mag es dem Freund gehen?

Aber ich war noch im Zielbereich. Gewusel, wummernde Boxen, Ansagen vom Moderator … . Jetzt erst mal ein Bier. Ein Blick auf die vorläufigen Ergebnisse brachte es dann an den Tag: Platz 4 in der AK, dazu noch mit über 6 min Vorsprung den besten Radsplit in der AK. Goil.

Gordon ist nach einem sehr guten Schwimmsplit (28 min!) als erster seiner AK aus dem Wasser gestiegen, schlug sich auf der Radstrecke und beim Lauf wacker und beendete mit 5:04:… h den Wettkampf. Nach eigenen Angaben: “Zielsetzung erreicht“.

Bei Volker zog sich der Aufenthalt im Krankenhaus noch hin. Ergebnis: Glück im Unglück. Zwar sah er aus, wie durch den Fleischwolf gedreht, aber es gab keine inneren Verletzungen oder Brüche. Die Sache wird sicher noch ein Nachspiel haben, daher möchte ich hier weiter keine Worte verlieren.

Wir beendeten den Abend mit einem gemeinsamen Essen in der Churfürstlichen Waldschänke und ließen den Tag noch einmal Revue passieren. Ein Erlebnis war es in jedem Fall. Erfolg und Mißerfolg lagen dicht beieinander, Licht und Schatten eben.

Volker hat jetzt mit Moritzburg noch eine Rechnung offen. Könnte sein, daß er im nächsten Jahr noch einmal angreifen wird. Seine bereits guten Schwimm- und Radzeiten sind noch weiter ausbaufähig und laufen kann er ja sowieso … , eine weitere Wiederholung des Schloßtriathlons wird es wohl geben.

Und für alle, die mit dem Gedanken spielen, hier selbst einmal teilzunehmen: Der Schloßtriathlon ist nicht irgendein Wettkampf, Moritzburg ist ein Event. Hier werden alle Distanzen angeboten, noch dazu in einer malerischen Umgebung. Die Organisation ist super. Und die Sachsen als Gastgeber sind einmalig, ein wirklich freundliches Völkchen. Einziger Wermutstropfen: Die Wasserqualität im Schloßteich kommt über die eines abgestandenen Tümpels nicht hinaus. Aber bei soviel Gutem ist das dann letztendlich auch egal.

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