Langdistanz in Podersdorf … die 11-Stunden-Marke fiel, endlich …

von Jan Roeder

Podersdorf ist ein kleines beschauliches Örtchen am Neusiedler See im österreichischen Burgenland. Hier findet alljährlich der Austria-Triathlon, bei welchem auch gleich die österreichischen Staatsmeisterschaften eingebettet sind, statt.

Die seit Herbst 2013 geplante Teilnahme in Podersdorf war der von mir anvisierte Saisonhöhepunkt in diesem Jahr. Daß dieser Termin dann ausgerechnet auf den des Team-Tri fiel, war höchst bedauerlich. Aber Grammi hatte Verständnis.

Die Organisation erfolgte familienintern wieder einmal langfristig und generalstabsmäßig und wurde gleich mit einem Kurzurlaub in diesem landschaftlich schönen Fleckchen Erde verbunden.

Die Anreise erfolgte an einem Mittwoch. Der Plan war, mittwochs noch einmal eine Schwimmeinheit zu absolvieren, donnerstags eine Runde auf der Radstrecke zu drehen und freitags zu relaxen … bis dann Sonnabend um 7.00 Uhr der Startschuß ertönt.

Das Wetter am Mittwoch war ziemlich ungemütlich, kalt und sehr windig. Auf dem Neusiedler See waren Wellen wie an der Ostsee. Entsprechend anstrengend und frustrierend war dann auch das Schwimmtraining. Meine Gedanken gingen schon zum Sonnabend 7.00 Uhr „ … wenn da dann auch so ein Wind ist, oh je …“. Zum Donnerstag wurde das Wetter besser. Die Zeit für eine Runde auf der Radstrecke war ganz ordentlich, ich wurde wieder zuversichtlicher. Freitag war kaum noch Wind, es wurde warm … ein richtig schöner Tag. Zum Abend dann Einchecken des Rades und die obligatorische Nudelparty. Traditionsgemäß werden die Nudeln in Podersdorf aber durch Kaiserschmarrn ersetzt. Danach ging es zeitig zu Bett. Die (unruhig) Nacht endete bereits um 4.00 Uhr mit einem großen Frühstück. 5.30 Uhr ging es dann in die Wechselzone , um dort die letzten Vorbereitungen zu treffen. Und das Wetter meinte es zu dieser Zeit noch gut, es war zwar bewölkt aber fast windstill.  In der Ferienwohnung zurück gab es dann noch ein zweites Frühstück, schließlich stand der zweitlängste Tag des Jahres vor der Türe. Da die Ferienwohnung nur 10 Gehminuten vom Schwimmstart lag, gingen wir 6.45 Uhr dann auch los. Wir, das waren meine Frau Doreen und mein mittlerweile 20-jähriges Töchterchen Ariane. Und dann kam der erste Schock. Auf halber Strecke zum Start fiel mir auf, daß ich keinen Transponderchip am Bein hatte. Im Ferkelgalopp lief Töchterchen zurück und holte den Chip. Danach war ich mit einem Läufchen dran, schaffte es aber nicht mehr rechtzeitig bis zum Startschuß an die virtuelle Linie im Wasser. Also schwamm ich als letzter Starter dem Feld der ca. 770 Teilnehmer hinterher. Der Zeitverlust war weniger als eine Minute und verschmerzbar. An der ersten Abzweigboje nach 700 m hatte ich dann das Getümmel der „Nichtschwimmer“ erreicht. Es waren 2 Runden zu schwimmen gewesen, wobei nach einer Runde es dann auch übersichtlicher im Wasser wurde. Die ca. 510 Starter der Halbdistanz waren ja schon nach einer Runde mit ihrem Schwimmsplit fertig. Die Wassertemperatur betrug ca. 21 °, Neo war also erlaubt. Ich fühlte mich gut und war dann auch mit 1:15 h am Wasserausstieg voll im Plan. Und diesmal standen nicht nur noch 3 Räder in den Ständern, sondern ein paar mehr. Da wußte ich, daß ich irgendwo im Mittelfeld rausgekommen bin.

Da die Lufttemperatur nur so um die 16°C betrug, entschied ich mich doch für ein langärmliges Jäckchen auf der Radstrecke. Und dann ging es los, Tempobolzen war angesagt. Die Radstrecke hatte einen sehr guten Belag und wies in der 30 km-Runde nur 70 hm auf, war also topfeben. 6 Runden sind zu fahren gewesen. Nach der ersten Runde merkte ich schon, daß es sehr gut lief. Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 37 km/h hatte ich noch nie. Leider kam nach 3 Stunden leichter Regen auf, der dann zunehmend unangenehm wurde. Erschwert wurde alles noch durch eine immer größere Verschmutzung der Fahrbahn. Hierbei ist zu sagen, daß Teile der Radstrecke durch die Weinanbaugebiete des Burgenlandes führten und die Weinbauern mitten in der Ernte waren. Die ohnehin durch die Traktoren verschmutzte Fahrbahn weichte dann im Regen auf und wurde zu Matsch. Man wurde also nicht nur naß, sondern saute sich und das Rad auch so richtig schön ein. Ich sah, daß die Rundenzeiten länger wurden, konnte aber einen 36-er Schnitt bis zum Ende der Raddistanz halten. Mit dem Ergebnis von 4:57 h war ich dann sehr zufrieden und endlich da, wo ich schon lange sein wollte.

In der Wechselzone angekommen tauschte ich dann meine nassen verdreckten Radschuhe mit nassen (aber sauberen) Laufschuhen. Die Erkenntnis für die nächsten Wettkämpfe: Laufschuhe wenigstens „auf Kopf“ ablegen oder mit Handtuch abdecken.

Nach dem auf den ersten Kilometern üblichen „Lauf auf Eiern“ kam ich dann langsam in meinen Rhythmus. Es sind insgesamt 4 Runden a‘ 10,5 km zu absolvieren gewesen. Ziel war hier, konstant mit 10,2 km/h durchzulaufen, um dann eine Marathonzeit von 4 Stunden zu erreichen. Wer regelmäßig läuft, weiß, daß 10,2 km/h nicht sehr schnell sind (also etwas unter 6 min/km). In den wenigen und eher lockeren Läufen während der Vorbereitungsphase im August bin ich immer wesentlich schneller gewesen. Hier in der „Podersdorfer Hölle“ (das Gebiet um die Laufstrecke heißt wirklich so) war es leider etwas anders. Schon in der ersten Runde schmerzte mein ganzer Körper. Nicht nur die Beine jummerten, sondern es war ein allgemeines Unwohlsein im gesamten Bauchbereich. So hielt ich an jedem Verpflegungspunkt an und nahm Cola zu mir. Wahrscheinlich war es auch Flüssigkeits- und Mineralienmangel, denn meine allgemeine Verfassung wurde mit der Zeit etwas besser. Trotzdem mußte ich nach 2 Runden erkennen (ich lag hier zwar noch im Plan, bin aber schon deutlich langsamer geworden), daß ein 10,2 km/h-Schnitt nicht bis zum Ende des Laufes zu halten ist. So entschied ich mich für „verletzungsfrei ankommen“. Ich wurde von vielen Läufern überholt, was aber meine Stimmung nicht sinken ließ. Denn ich wußte, ich bin hier auf meiner persönlichen Siegerstraße. Persönliche Bestzeit beim Schwimm- und Radsplit und auch beim Laufen sah es mit der Zeit sehr gut aus. Und an der letzten 5 km-Marke wußte ich, das würde heute mein Tag werden. Zieleinlauf bei 10:43 h. Über eine Stunde besser als bei beiden vorherigen Teilnahmen in Podersdorf und 40 min unter meiner persönlichen Bestzeit von Moritzburg 2012. Und es ist noch Potential vorhanden … . Jetzt heißt es, den Wettkampf genau zu analysieren und gezielt das Training zur Ausmerzung der Schwächen aufzubauen. Und, … ich werde wiederkommen. Nicht nur, weil ich mit dem dritten Finish jetzt Bronzestatus in „Podo’s Höllenclub“ habe, sondern weil es ein schöner Wettkampf in einer interessanten Landschaft ist. Wer jetzt aber meint, Podersdorf ist eine vermeintlich einfache Sache, der irrt gewaltig.

Das Schwimmen im See ist nicht gerade angenehm. Auch wenn die Temperaturen in der Regel ganz gut sind (oft Neoverbot), so ist das Wasser doch sehr trübe. Es ist nicht verschmutzt, sondern dies ist auf Grund der Bodenbeschaffenheit eine Eigenschaft von flachen Steppenseen. Im Grunde genommen geht die Sicht im Wasser gegen „0“. Sollte am Wettkampftag etwas stärkerer Wind sein, können die Wellen fast Ostseeniveau erreichen, inklusive Schaumkronen.

Die Radstrecke ist zwar sehr flach, jedoch hat man ohne Verringerung des Tempos keine Gelegenheit, irgendwann mal durchzuschnaufen (so wie es bei einer Bergabfahrt ja möglich ist). Wer schnell sein will, muß ununterbrochen treten, treten, treten … . Tempoeinteilung ist hier wichtig, um nicht komplett platt den Marathon anzugehen.

Das Laufen in der „Hölle“ ist insbesondere bei hohen Temperaturen nicht unbedingt jedermanns Sache. Es gibt keinen Schatten und in der Regel weht in der „Hölle“ auch kein Lüftchen. Es ist oft wie im Backofen. Warum dies so ist … ???

Bei der nächsten Teilnahme werden wir den Aufenthalt mit einem etwas längeren Urlaub verbinden. Das ist auch eine Empfehlung für andere Athleten. Wer die weite Anreise nicht scheut (ca. 10 h mit dem Auto) wird die ausgezeichneten Triathlon-Bedingungen schätzen lernen. Und für alle mitreisenden Partner, insbesondere für die Damen: Ca. 20 Autominuten entfernt befindet sich das Örtchen Parndorf. Hier liegt ein riesiges Outlet-Center mit 130 Designer-Stores. Damit kann mal so ein Trainingstag des Partners mühelos überbrückt werden ;-)

An dieser Stelle herzlichen Dank an meine Frau und mein Töchterchen, welche mir mit ihrer Unterstützung diesen Wettkampf mit allem Drumherum erst so zu einem schönen Erlebnis machten. Und nicht zuletzt auch Dank an Grammi, welcher mich mit anspornenden Worten nach unserer Winterserie zu einem besseren und umfangreicherem Training animierte.

Das war der Bericht von Jan

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