Knappenman XXL - meine erste Langdistanz

von Marisa Pfeifer

Vorher

Die Erfurcht vor einer Langdistanz hatte sich mit der Idee einer verlängerten Elternzeit nach unserem dritten Kind zu einer machbaren Herausforderung gewandelt. Und so absolvierte ich zunächst 2016 meinen ersten „Langen Kanten“ um zu sehen, ob Sehnen, Bänder und Gelenke dem Projekt Marathon überhaupt gewachsen wären. Mit dem pulsgesteuerten Training und der Unterstützung von TrainYourTown - Oli wurde das Finish beim Magdeburg Marathon 2016 Wirklichkeit.

Überzeugt vom Trainingskonzept nach Formel ging es also Anfang des Jahres in die Vorbereitung, um Ende August beim Knappenman XXL möglichst ohne Extremeinbrüche ins Ziel zu kommen, schließlich stehen ja die Kids am Rand und sollen sich nicht um ihre Mama sorgen müssen.

Bei der relativ kleinen Veranstaltung im Lausitzer Seenland liegt alles dicht beeinander, sodass sich keine langen Wege oder organisatorischen Hürden ergaben und alles recht unkompliziert zu managen war. Aufstehen um 4:00 Uhr reichte somit aus, aber irgendwie schien ich trotzdem fast die einzige Frühaufsteherin zu sein. Auch gut, hat man ein wenig mehr Ruhe und ich konnte mich und meine letzten Handgriffe ohne Störung gut vorbereiten. Die Kinder und Christian schliefen natürlich noch selig, schön!

Dann Check in ab 5:30 Uhr, noch mal zum Wohnmobil, welches uns Karsten Meier freundlicher Weise geborgt hatte. Der Schwimmstart lag direkt vor uns, Luftlinie 20-30 Meter entfernt – perfekt!

 

Zwei Runden im Dreiweiberner See

Start zum Knappenman 2017

Kurz vor 7.00 Uhr versammelten sich die Einzel- und Staffelteilnehmer und ein paar wenige Zuschauer und nach der finalen kurzen Wettkampfeinweisung fiel pünktlich der Startschuss und ab ging die Post auf die zweimal zu absolvierende 1,9km Runde mit Landgang. Nach wenigen Metern bekam ich von meinem Nachbarn einen riesen Schwapp Wasser bei Einatmen ab und musste erstmal rausnehmen, husten und mich wieder neu orientieren, aber dann lief es. Nach der ersten Runde rief mir Christian eine 33 zu, die ich mit einem Blick auf die Uhr bestätigen konnte, sehr geil, also weiter gehts. Ein zweites mal wurde der Deieckskurs gemeistert und ich kam mit einer für mich tollen 1:09 aus dem Wasser und flitzte in Richtung Wechselgarten.

Dort haderte ich beim Sockenanziehen mit mir, entschloss mich aber doch dazu es durchzuziehen und artig meinen Zehen-Fuß-Schutz und die Kniestrümpfe anzupellen. Sehr, sehr komisch, wenn man doch sonst im Wettkampf nie Socken trägt, aber gut, auf die Minute kommt es ja auch nicht an.

 

Sechs Runden Rad

Radstrecke Knappenman 2017Die bereits am Vortag abgefahrene Radrunde sagte mir sehr zu und eigentlich waren es ja auch NUR sechs Runden, was sich kopfmäßig ganz gut machte. Christian übertraf sich selbst und feuerte mich und die anderen Teilnehmer an mehreren Stellen an. So konnte ich meine Männer in jeder Runde dreimal sehen, was einfach klasse war, da bei diesem eher kleinen Event doch wenig Zuschauer an der Radstrecke waren. Christian konnte so auch ziemlich gut sehen, dass ich auf dem Rad zackig unterwegs war, Puls stimmte perfekt, Füße, Nacken, Schultern waren gut, also ATTACKE. Die ersten vier Runden waren nur wir Teilnehmer vom XXL auf der Strecke, sodass Windschatten kein Thema war. Dann zum Ende der vierten Runde kamen die Halbdistanzler dazu, waren jedoch mit einer ganz anderen Geschwindigkeit unterwegs, dass es für mich keine Probleme gab. Und da kam mir auch Franzi entgegen, cool. Sie war offensichtlich super unterwegs, ganz stark!

Leider hatte die Unbeschwertheit und Leichtigkeit des Radfahrens Mitte der fünften Runde ein Ende. Es machte sich ein Ziehen in der rechten Seite breit und ich war mir sicher, ich musste mal, aber „Laufenlassen“ wollte nicht gehen und ich haderte mit mir, ob ich nun anhalte oder nicht. Ich entschied mich dafür, den Schmerz zu ignorieren und freute mich Knappenman 2017innerlich auf das Dixi im Wechselraum. Letztendlich büßte ich nur minimal Tempo ein, da ich nicht mehr so richtig im Stehen reintreten konnte, aber gut, dafür gab's keine anderen wirklichen Problem und ich beendete überglücklich und über mich selbst staunend die Radeinheit, die sich für mich recht kurzweilig anfühlte, da ich permanent mit Essen,Trinken, meinen Männern zuwinken, den Helfern zulächeln und in mich Reinsummen (Sugar von Robin Schulz) beschäftigt war. Mental folgte die Verabschiedung von der Radstrecke, und den zweiten Wechsel absolvierte ich recht zügig. Leider stimmte die Distanz der Radstrecke nicht, was die Endzeit in ein anderes Licht setzt und woran hoffentlich noch nachgebessert wird.

Dann schnell noch aufs Klo, ja so hätte ich nicht loslaufen können.

 

... und noch den Marathon

Dann dem Mann mit Rad und Aufschrift „1. Frau“ hinterher, das war schon cool. Zudem wird man doch noch mal anders von den Passanten wahrgenommen und unterstützt.

Die erste von vier Runden (10,5 km) lief super, Beine top, Füße schick und Puls stimmte. Nach der ersten Runde am Zielbereich vorbei wurde man mit einer tollen Stimmung belohnt, auf der Strecke sorgte Christian wieder grandios für Atmosphäre.

Knappenman 2017 Ab Kilometer 16 war klar, dass ich doch nicht so unbeschwert ins Ziel kommen sollte und ich bekam heftige Bauchkrämpfe, mist! Krümmend und immer wieder gehend, unternahm ich verschieden Sachen um etwas besser laufen zu können. Versuch des Übergebens, Verzicht auf Gele und Dixi-Besuch brachten keinen Fortschritt und so sank meine Pace immens ab und pendelte sich bei 6-7 min/km ein. Jeder Versuch, wieder etwas Tempo aufzunehmen und sich an die mittlerweile stark vertretenden 21-km-Läufer zu hängen, wurden mit erneuten Krämpfen bestraft. Okay, solange man sich bewegt, kommt man dem Ziel näher ;-)

Dann an dem Berg hinter Verpflegungspunkt 1 bei Kilometer 32 der Tiefpunkt mit dem herrlich lächerlichen Satz „Ich kann nicht mehr!“ sorgte für ein Innehalten und in mich rein schmunzeln... wie war das nochmal bei der Geburt, wenn man denkt, es geht gar nichts mehr, ist es auch schon fast geschafft! Ja, liebe Herren, das hat schon gewisse Parallelen ;-) und es wurde besser und ich verabschiedete mich von den einzelnen Helfern, konnte meinem Fahrradbegleiter wieder zulächeln und die letzten 7 km sogar genießen. Knappenman 2017Das Tempo wurde wieder etwas schneller und ich konnte langsam den Sprecher und die Musik des Zielbereichs erahnen. Die Streckenposten wünschten mir ein tolles Finish und Christian meinte das wird ne 10:30 – Wahnsinn! Die Zeit hatte ich gar nicht mehr im Auge bzw. im Kopf gehabt (auf der Uhr hatte ich auch nicht die Einstellung der Gesamtzeit, um mich selbst nicht unter Druck zu setzten). Und nun kam der Campingplatz und der Blick fiel auf die rot leuchtende Schrift im Zielbereich! HUHU- geschafft! 10:28:35 HAMMER, das hätte ich mir nicht zu träumen gewagt! 

Kinder, Christian und Familie, Franzi und Thomas beglückwünschten mich und ich durfte mich als erste Frau und Platz 19 gesamt feiern lassen.Knappenman 2017

Da wir die Nacht noch am See verbrachten, wurden abends noch die letzten Finisher gefeiert und die Atmosphäre am fackelbesäumten Zieleinlauf zusammen mit den letzten Streckenposten genossen.

Eine sehr gute Organisation und die Unaufgeregtheit und Einfachheit dieser familären Veranstaltung machten es für mich/uns zu einem stressfreien, empfehlenswerten Wettkampf.

 

 

 

Hier noch ein paar BILDER

Zurück