Gänsehaut

Ursprünglich sollte dieses Jahr seitens des MTC in der Team-Challenge auf der 100km Strecke gestartet werden. Aufgrund verschiedenster Umstände wurde es kurzfristig doch „nur“ die 70km Strecke, die aber auch mit knapp 2000Hm mit etwas Anspruch aufwartete. Vorteil: Die Handbremse konnte beim Fahren mehr gelöst werden…

Also ging es wie im letzten Jahr Sonntag in aller Frühe auf die Bahn, 4 erwachsene Männer und deren Bike-Equipment. Was nicht so alles in ein Auto passt…

Wir, das waren Grammi, Sebi, der netterweise trotz Konkurrenzvereinszugehörigkeit einsprang sowie „der Guide“ Andreas. Pünktlich um 06:45 auf den noch leeren Parkplatz eingebogen, Startunterlagen abgeholt und auf die 70km umgemeldet, ausgeladen, zusammengebaut, umgezogen und Punkt 9 erfolgte der Startschuss. Ab ging die Reise. Ich wusste, dass ich ganz gut drauf war und versuchte nach der gebremsten Abfahrt des Alp de Wettin mich gleich nach vorne zu arbeiten. Es lief gut, ich kam sogar bis in Sichtweite des Führungsfahrzeugs und das ohne mich zu „töten“. Das erste Mal „Alp de Wettin“ hochgedrückt und damit die Einführungsrunde beendet. Also auf in die erste Runde. Ich befand mich innerhalb einer Gruppe von vielleicht 10-15 Bikern und versuchte sie zu halten. Ich wusste aufgrund des Blickkontakts zum Führungsfahrzeug, so schlecht kannst Du gar nicht liegen, also versuchen dran zu bleiben. Es kam richtig „Rennfeeling“ auf, es wurde gedrückt und die Gruppe wurde langsam immer kleiner. Ich konnte das Tempo jeweils mitgehen. Ja, an den kurzen Steilstücken war es mir teilweise zu langsam. Überholen war aber nicht möglich, also anpassen und weiter. Ob ich das Tempo bis zum Schluss halten kann?
Dann kam das erste Mal die Abfahrt in den Seiffener Grund, ich wählte diesmal nicht den „Chicken Way“ da dort dieses Jahr absteigen vorgeschrieben war worauf ich keine Lust hatte. Ging besser als erwartet da runter. Dann der nächste lange Anstieg, das erste Gel rausgeholt und Schwups, war die Gruppe plötzlich 200m vor mir… Also wieder Gas gegeben und geschafft ran zu fahren. Das Zweite Mal „Alp de Wettin“ und plötzlich hatte sich die Gruppe ganz zerlegt. Nach der kurz darauffolgenden ersten Zieldurchfahrt war ich praktisch alleine unterwegs. Vor einem Anstieg hatte ich mich verschaltet so dass ich kurz absteigen musste. Somit holte mich ein 100km Fahrer ein mit dem ich die nächste halbe Runde zusammen fuhr. Gut für den Kopf, da sonst kaum jemand zu sehen war. Somit lief es jetzt auch nicht mehr ganz so schnell. Es kam noch ein weiterer 100km Fahrer vorbeigeflogen (mein Respekt!) der sich im Bereich der Zieldurchfahrt abgelegt hatte. Aber ich hatte jemand an den ich mich halten konnte und behielt ihn im Blick. Versuchte es zumindest. Denn ich sah weder vor noch hinter mir weitere Fahrer so dass die Motivation zum „Quälen“ naturgemäß etwas abnahm. Ein Blick zur Uhr zeigte mir, dass ich im Vergleich zum letzten Jahr für meine Verhältnisse richtig gut liege. Die Strecke wurde nun wieder voller da einige 40km Fahrer zur Überrundung anstanden. So war ich zumindest nicht mehr allein unterwegs. Wobei allein natürlich relativ ist. Denn selbst wenn ein Fahrer vielleicht 30s vor oder hinter einem ist sieht man ihn nicht unbedingt. So „genoss“ ich die letzten Anstiege und vor allem die Abfahrten in vollen Zügen. Das letzte Mal „Alp de Wettin“ kommt und die Zuschauer und der Sprecher, der mein gutes Gefühl mit der Ankündigung von Platz 17 bestätigt, tragen einen förmlich hoch! Gänsehaut pur! Leider kündigten sich leichte Oberschenkelkrämpfe an. Also einen Gang runtergeschaltet, von hintern war ja keiner zu sehen und das letzte Mal da hoch in vollen Zügen „genossen“. Rechts runter, „voll Speed“ über die Wiese und mit Gänsehaut in den Zielbereich. Was ein geiles Rennen! Was ein Spaß! Euphorie und Endorphine pur.

Anschließend noch schnell zum Alp de Wettin und den Rest unserer „Fahrgemeinschaft“ beim letzten Anstieg angefeuert. So erreichten wir zusätzlich eine starke Mannschaftsleistung. Denn die Ergebnislisten bestätigten anschließend: Mannschaft Platz 3! Ich erreichte Gesamt Platz 17 und in meiner Altersklasse unglaublicherweise den Sieg. Mehr geht nicht. Nach der Siegerehrung und auch aufgrund selbiger dieses Jahr ziemlich spät wieder ab nach Hause gedüst so dass für alle dieser sehr sehr lange und anstrengende Tag irgendwann ausklang…